May 2025
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Deutsche Gedenkmünzen in Gold: Ein würdiger Ersatz für eine deutsche Anlagemünze?
Von StoneX Bullion
Die Einführung einer Medaille für Anleger durch das Bayerische Hauptmünzamt in München hat die Frage aufgeworfen: Warum gibt es bis heute keine offiziellen Anlagemünzen der Bundesrepublik Deutschland? Die einfache Antwort lautet wohl: Es gibt keinen Bedarf, denn seit der Einführung des Euro im Jahr 2002 prägt die Bundesrepublik Deutschland regelmäßig Goldmünzen zu 100 Euro und inzwischen auch zu 50 Euro und 20 Euro. Diese Münzen sind nicht nur gesetzliche Zahlungsmittel, sondern auch begehrte Sammlerstücke und Anlageobjekte. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die Geschichte und Besonderheiten dieser Goldmünzen.
Die 100-Euro-Goldmünzen
Die erste 100-Euro-Goldmünze wurde am 9. Mai 2002 anlässlich der Einführung des Euro ausgegeben. Sie besteht aus 999,9er Feingold, wiegt 15,55 Gramm (eine halbe Unze) und hat einen Durchmesser von 28 mm. Das Motiv zeigt auf der Vorderseite einen stilisierten Bundesadler und auf der Rückseite das Euro-Symbol mit dem Schriftzug "Übergang zur Währungsunion – Einführung des Euro".
Von 2003 bis 2019 widmete sich die 100-Euro-Serie dem UNESCO-Weltkulturerbe in Deutschland. Jährlich wurde eine Münze mit wechselndem Motiv herausgegeben, darunter Städte wie Quedlinburg (2003), Bamberg (2004) und Trier (2009). Eine Ausnahme bildete das Jahr 2005, in dem die Münze der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft 2006 gewidmet war.
Ab 2020 startete die Serie "Säulen der Demokratie", die zentrale Werte der deutschen Verfassung thematisiert. Beispielsweise erschien 2020 die Münze "Einigkeit – Paulskirche", gefolgt von "Recht – Bundesverfassungsgericht" (2021) und "Freiheit – Brandenburger Tor" (2022). Im Jahr 2023 begann die Serie "Meisterwerke der deutschen Literatur" mit dem Motiv "Faust".
Die 20-Euro-Goldmünzen
Seit 2010 gibt die Bundesrepublik Deutschland 20-Euro-Goldmünzen mit einem Gewicht von 3,89 Gramm (1/8 Unze) und einem Durchmesser von 17,5 mm aus. Die erste Serie "Deutscher Wald" lief von 2010 bis 2015 und zeigte verschiedene Baumarten wie Eiche, Buche und Linde. Ab 2016 folgte die Serie "Heimische Vögel", die bis 2021 fortgesetzt wurde. Seit 2022 erscheint die Serie "Rückkehr der Wildtiere", die bedrohte Tierarten wie den Steinbock (2023) darstellt.
Die 50-Euro-Goldmünzen
Anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums wurde 2017 erstmals eine 50-Euro-Goldmünze mit dem Motiv "Lutherrose" ausgegeben. Diese Münze wiegt 7,78 Gramm (1/4 Unze) und hat einen Durchmesser von 22 mm. Ab 2018 startete die Serie "Musikinstrumente", die jährlich ein klassisches Instrument wie die Konzertgitarre (2022) oder die Pauke (2021) zeigt. Ab 2023 begann die Serie "Deutsches Handwerk", die verschiedene Handwerksberufe wie die Ernährung thematisiert.
Warum gibt es bis heute keine deutschen Anlagemünzen?
Ein zentraler Grund, warum Deutschland bisher keine klassischen Anlagemünzen wie den Krügerrand oder den Wiener Philharmoniker herausgibt, liegt womöglich im politischen Selbstverständnis: Gold wird hierzulande primär als kulturelles Gut und von offizieller Seite weniger als Investmentprodukt gesehen. Das Bundesfinanzministerium legt großen Wert auf die Ausgestaltung von Gedenk- und Sammlermünzen mit historischem oder kulturellem Bezug – reine Bullionmünzen ohne gestalterischen Anspruch passen nicht in dieses Konzept.
Hinzu kommt, dass der deutsche Markt für Anlagegold sehr stark durch etablierte internationale Produkte geprägt ist. Münzen wie der Krügerrand oder Maple Leaf genießen hohes Vertrauen, sind weltweit anerkannt und werden in großen Stückzahlen produziert. Um hier konkurrenzfähig zu sein, müsste Deutschland nicht nur massiv in die Prägung investieren, sondern auch eine internationale Vertriebsstruktur aufbauen – ein Aufwand, der bisher politisch und wirtschaftlich nicht als notwendig erachtet wurde.
Stattdessen haben die deutschen Gold-Gedenkmünzen – insbesondere die 100-Euro-Ausgaben – in den vergangenen Jahren faktisch die Rolle von Anlagemünzen übernommen. Sie werden nah am aktuellen Goldpreis ausgegeben, verfügen über einen hohen Feingehalt (999,9/1000) und sind aufgrund ihrer geringen Auflagen und des Sammlerinteresses bei Anlegern beliebt. Damit verbinden sie kulturellen Wert mit einer soliden Anlagefunktion – eine typisch deutsche Lösung zwischen Symbolik und Substanz.
Entwicklung des deutschen Gedenkmünzenprogramms in Gold
Die "Goldene Abschiedsmark" von 2001 war die erste Goldmünze der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde anlässlich des bevorstehenden Übergangs zur Euro-Währung ausgegeben und symbolisierte den Abschied von der D-Mark, die seit 1948 als stabile und vertrauenswürdige Währung galt. Die Münze besteht aus 999,9er Feingold, wiegt 12 Gramm und hat einen Durchmesser von 23,5 mm. Insgesamt wurden 1.000.000 Exemplare geprägt, gleichmäßig verteilt auf die fünf deutschen Prägestätten in Berlin (A), München (D), Stuttgart (F), Karlsruhe (G) und Hamburg (J).
Die Ausgabe der Goldmark im Jahr 2001 war ein Novum, da zuvor keine Goldmünzen für den freien Verkauf an Sammler und Anleger herausgegeben worden waren. Der Ausgabepreis betrug 250 DM, und die Münze war ab dem 26. Juli 2001 bei den Landeszentralbanken und der offiziellen Ausgabestelle für Sammlermünzen erhältlich . Trotz der hohen Auflage war die Nachfrage enorm, und die Münzen waren schnell vergriffen. Heute gilt die "Goldene Abschiedsmark" als begehrtes Sammlerstück und Erinnerungsstück an das Ende der D-Mark-Ära - und ist auch zu einem beliebten Investmentprodukt geworden.