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May 2025

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May 2025

Ausblick auf den Goldmarkt im Mai 2025: Wichtige Trends

Von Rhona O'Connell, Head of Market Analysis

Risikoprämie bei Gold löst sich weiter auf, da sich der Fokus auf die EU richtet

  • Die anhaltende Unsicherheit über die US-Politik wirkte in den letzten zwei Wochen unterstützend.
  • Obwohl die ursprünglich für die EU vorgesehenen Zölle in Höhe von 50 Prozent am vergangenen Wochenende rasch geändert wurden,
  • Die jüngsten Handelsstatistiken aus Hongkong untermauern die anekdotischen Hinweise auf eine wiedererstarkte chinesische Nachfrage.
  • Die Goldbestände an der COMEX erreichten am 4. April mit 1 402 Tonnen ihren Höchststand. Seitdem sind sie auf 1 206 t gesunken.
  • Der Deckungsgrad der Bestände/offenen Positionen ist auf 85 % gesunken, was immer noch deutlich über dem normalen Wert von über 40 % liegt.
  • Die Anleihemärkte rechnen weiterhin mit zwei Zinssenkungen in diesem Jahr, obwohl die Rhetorik der Fed im Allgemeinen restriktiver ist.
  • Das Geschäft mit Goldmünzen ist in Nordamerika aufgrund der hohen Preise sehr schleppend.
  • In der ersten Maihälfte verzeichnen die börsengehandelten Fonds weiterhin Liquidationen.
  • Silber-ETFs hingegen legen weiter zu.
  • Die kurzfristigen Aussichten haben sich nicht verändert. Gold konsolidiert sich weiterhin. Solange die Märkte mit Unsicherheit zu kämpfen haben, werden die Preise unserer Meinung nach gestützt bleiben. Wir glauben jedoch nach wie vor, dass der Höhepunkt erreicht ist. Das aktuell bei knapp über 100 liegende Gold-Silber-Verhältnis dürfte zurückgehen, sobald sich die wirtschaftlichen Wolken verziehen. Dies dürfte jedoch nicht mehr lange vor Jahresende der Fall sein.

Aufgrund der anhaltenden politischen Unsicherheit ist das S&P-Gold-Verhältnis rückläufig

Quelle: Bloomberg

Kommentar:

Die Änderungen in der US-Zollpolitik sind weiterhin ein wichtiger Einflussfaktor, da die Märkte zwischen „Risk-On” und „Risk-Off” schwanken, wobei der Schwerpunkt aktuell auf Letzterem liegt. Die Andeutung Ende Mai, dass die USA 50-prozentige Zölle auf EU-Importe erheben würden (und die wahrscheinlichen Vergeltungsmaßnahmen der EU), gab dem Goldpreis neuen Auftrieb in Richtung 3.370 US-Dollar. Die darauffolgende Kehrtwende am Wochenende, um weitere Verhandlungen zu ermöglichen, setzte den Goldpreis jedoch unter Druck, sodass er sich bei knapp 3.300 $ einpendelte.

Im Hintergrund zeigen die jüngsten Handelsstatistiken aus Hongkong, dass der Handel im April nach Nettoexporten von etwas mehr als sieben Tonnen nach Kontinentalchina im gesamten ersten Quartal dieses Jahres auf einen Nettoimport von 43,5 Tonnen anstieg, da die Nachfrage dramatisch zunahm. Im April zogen die Marktteilnehmer netto 152 Tonnen von der Shanghaier Goldbörse ab; die Börse verzeichnete Abgänge von 135 Tonnen und lediglich eine Tonne Lieferungen. Die chinesischen börsengehandelten Fonds legten im April hingegen um 65 Tonnen zu. Bisher sieht es jedoch so aus, als hätten sich diese Zuflüsse im Mai verlangsamt. Zum Vergleich: Die weltweite Minenproduktion liegt bei etwa 3.600 Tonnen.

Auf der anderen Seite der Welt ist die Münzabnahme hingegen sehr schleppend: Die US-Münzanstalt meldete für April und bisher auch für Mai nur 5.000 verkaufte Unzen Gold Eagles, gegenüber 20.000 im März und 10.000 im Februar. Dies liegt deutlich unter den Mengen der Vorjahre.

COMEX-Goldvorräte in Tonnen

Quelle: CME über Bloomberg, StoneX

Gold, Ein-Jahres-Ansicht: zurück im neutralen Bereich

Quelle: Bloomberg, StoneX

Gold in den wichtigsten Landeswährungen

Silber, Januar 2024 bis heute; technisches Bild unterstützend

Quelle: Bloomberg, StoneX

Gold:Silber-Verhältnis, Januar 2024 bis heute; stabilisierend

Quelle: Bloomberg, StoneX

CFTC: In der Woche bis zum 20. Mai fielen die Goldpreise zunächst von 3.250 US-Dollar auf 3.100 US-Dollar, stiegen dann wieder an und schlossen bei 3.300 US-Dollar. In diesem Zeitraum stiegen die Longpositionen um 15 t (3,3 %) an, während die Shortpositionen um fünf Tonnen (3,9 %) sanken. Die Entwicklung bei Silber verlief analog zu der von Gold, allerdings mit einem Rückgang von 33,2 $ auf 31,7 $ und einem anschließenden Anstieg auf einen Schlusskurs von 33,1 $. Die Tatsache, dass dies mit einem Anstieg der direkten Long-Positionen um 5,0 Prozent und einer Zunahme der Short-Positionen um 0,4 Prozent einherging, zeigt erneut, dass der physische Markt nach wie vor über die ausbleibenden wirtschaftlichen Verbesserungen in Europa und die schleppende Entwicklung in China besorgt ist.

In diesem Zusammenhang sind die jüngsten Wirtschaftszahlen aus Deutschland ein gemischter Segen. Deutschland ist das wirtschaftliche Kraftzentrum der EU. Die jüngsten BIP-Zahlen für das erste Quartal 2025 zeigen einen Anstieg von 0,4 % im Vergleich zum Vorquartal, in dem ein Rückgang von 0,2 % verzeichnet wurde. Dieser Anstieg ist auf die starken Zahlen des verarbeitenden Gewerbes zurückzuführen. Der Konsum stieg um 0,5 %, während die Ersparnisse sanken. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Entwicklung angesichts der sich schnell verändernden Zollsituation im zweiten Quartal fortsetzen wird.

Gold Bestände der COMEX, Vermögensverwalter (in Tonnen)

Silber Bestände der COMEX, Vermögensverwalter (in Tonnen)

Quelle für beide Diagramme: CFTC, StoneX

Quelle: Bloomberg, StoneX