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Sep 2025

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Bullion Meets Design: Die Künstler hinter den bekanntesten Anlagemünzen

Von StoneX Bullion

Anlagemünzen sind in erster Linie ein Instrument zur Vermögenssicherung. Sie zeichnen sich durch ihren Edelmetallgehalt, eine hohe Stückzahl und einen engen Bezug zum Spotpreis von Gold oder Silber aus. Dennoch üben sie auf Sammler und Anleger gleichermaßen eine ästhetische Faszination aus. Motive wie die Britannia, der amerikanische Eagle oder der Wiener Philharmoniker haben sich längst zu Ikonen entwickelt.

Hinter diesen Entwürfen stehen Künstler, deren Arbeit oft im Hintergrund bleibt. Manche Namen sind heute fest mit bestimmten Münzen verbunden, andere sind weitgehend unbekannt, weil die Gestaltung in einem kollektiven Prozess innerhalb staatlicher Prägestätten entstand. Der Blick auf die Designer verdeutlicht, dass Bullionmünzen nicht nur Investmentobjekte, sondern auch kleine Kunstwerke sind.

Philip Nathan und die Britannia

Die Britannia ist die wohl bekannteste europäische Anlagemünze. Ihr Motiv, die Personifikation Großbritanniens als weibliche Gestalt mit Schild, Helm und Dreizack, wurde von Philip Nathan geschaffen. Nathan, ausgebildet an der Guildford School of Art und den Royal Academy Schools, arbeitete zunächst für die Royal Mint und die Franklin Mint, bevor er als freischaffender Künstler tätig war. Sein Britannia-Entwurf von 1987 wurde in einem Wettbewerb ausgewählt und bildet bis heute die ikonische Basis der Serie.

Besonders bemerkenswert ist, dass Nathans Arbeit eine jahrhundertealte Symbolfigur in eine moderne, klare Bildsprache übersetzte. Auch wenn die Royal Mint später wechselnde Jahresmotive eingeführt hat, bleibt sein Entwurf die Grundlage, die bis in die Gegenwart durch zusätzliche Sicherheitsmerkmale ergänzt wurde.

John Mercanti und Emily Damstra: Zwei Adler für den American Eagle

Der American Eagle ist eine der weltweit meistverkauften Anlagemünzen. Seine Rückseite zeigte von 1986 bis 2021 das heraldische Adler-Motiv, entworfen von John Mercanti, dem zwölften Chief Engraver der U.S. Mint. Mercanti, der über 100 Münzen und Medaillen gestaltete, verband traditionelle amerikanische Symbolik mit einem klaren, zeitlosen Stil. Das Motiv prägte über drei Jahrzehnte die Wahrnehmung der Münze.

Im Jahr 2021 erhielt die Serie ein neues Rückseitenmotiv. Dieses stammte von Emily Damstra, einer kanadischen Künstlerin des Artistic Infusion Program der U.S. Mint. Ihre Darstellung eines landenden Weißkopfseeadlers mit Eichenast brachte neue Dynamik in die Serie, ohne die klassische Symbolik aufzugeben. Damstra ist ausgebildete Wissenschaftsillustratorin und arbeitet auch für die Royal Canadian Mint, wo sie zahlreiche Tiermotive gestaltete.

Jody Clark: Vom Porträt zur Queen’s Beasts-Serie

Ein weiterer Name, der eng mit modernen Anlagemünzen verbunden ist, ist Jody Clark. Er entwarf 2015 das fünfte definitive Porträt von Königin Elizabeth II. für das Vereinigte Königreich. Sein anonym eingereichter Entwurf war der erste seit über hundert Jahren, der von einem internen Mitarbeiter der Royal Mint selbst stammte, und er wurde komplett digital modelliert.

Clark zeichnete außerdem für die Gestaltung der kompletten Queen’s Beasts-Serie verantwortlich, die von 2016 bis 2021 erschien und zehn legendäre Wappentiere der britischen Monarchie darstellte. Seine Handschrift ist geprägt von einem hohen Detailgrad und einer modernen Klarheit, die Münzen sowohl im Sammler- als auch im Investmentmarkt hervorhebt.

Thomas Pesendorfer und der Wiener Philharmoniker

In Kontinentaleuropa ist der Wiener Philharmoniker die erfolgreichste Anlagemünze. Ihr Motiv wurde von Thomas Pesendorfer, dem damaligen Chefgraveur der Münze Österreich, entworfen. Seit der Einführung 1989 zeigt die Münze auf der Vorderseite eine Auswahl von Orchesterinstrumenten, auf der Rückseite die berühmte Orgel im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins.

Pesendorfer war von 1993 bis 2016 Chefgraveur der Münze Österreich und wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet. Sein Entwurf gilt als Paradebeispiel dafür, wie kulturelle Symbolik in ein Anlagemedium übersetzt werden kann. Der Philharmoniker hat Österreich einen Platz an der Spitze des internationalen Münzmarktes verschafft und war mehrfach die weltweit meistverkaufte Goldmünze.

Der Krügerrand und seine künstlerischen Wurzeln

Anders als viele moderne Bullionmünzen lässt sich der Krügerrand nicht eindeutig mit einem einzigen zeitgenössischen Künstler verbinden. Die Vorderseite mit dem Porträt von Paul Kruger geht auf den deutschen Graveur Otto Schultz zurück, der bereits im 19. Jahrhundert die Münzen der Südafrikanischen Republik gestaltete.

Die Rückseite mit dem Springbock-Motiv wurde von Coert Steynberg, einem renommierten südafrikanischen Bildhauer, entworfen. Er schuf die Darstellung ursprünglich 1947 für eine 5-Schilling-Münze. Als der Krügerrand 1967 eingeführt wurde, griff man auf dieses etablierte Design zurück. Damit steht der Krügerrand exemplarisch für Münzen, deren Gestaltungen aus einer längeren Tradition hervorgegangen sind und nicht einer einzelnen Person zugeschrieben werden können.

Martin Jennings: Das erste Porträt von König Charles III.

Eine ganz aktuelle Ergänzung liefert Martin Jennings, britischer Bildhauer, der 2022 das erste offizielle Münzporträt von König Charles III. entwarf. Die Royal Mint stellte das Effigie kurz nach dem Tod von Königin Elizabeth II. vor. Jennings zeigte den König traditionsgemäß nach links gewandt, ohne Krone, und knüpfte so an die klassische Linie der britischen Münzporträts an.

Das Porträt wurde von Charles persönlich genehmigt und erscheint seither auf britischen Umlauf- und Gedenkmünzen. Jennings ist über die Numismatik hinaus als Schöpfer großer öffentlicher Skulpturen bekannt, darunter Denkmäler für John Betjeman und Philip Larkin.

Wenn kein einzelner Name im Vordergrund steht

Während einige Münzen eng mit bekannten Designern verbunden sind, gibt es zahlreiche Beispiele, bei denen kein einzelner Urheber genannt wird. Dies liegt daran, dass viele Motive im Rahmen von Wettbewerben oder in den Werkstätten staatlicher Münzprägestätten entstehen. Der kreative Prozess ist oft kollektiver Natur, begleitet von Gremien wie dem Royal Mint Advisory Committee.

Besonders bei Serien mit jährlich wechselnden Motiven sind häufig mehrere Künstler beteiligt. Ein Beispiel ist die australische Lunar-Serie, deren Tiermotive von verschiedenen Graveuren und Illustratoren entworfen werden. Für Anleger und Sammler bedeutet dies, dass die Münzen eine künstlerische Vielfalt widerspiegeln, die über einzelne Namen hinausgeht.

Kunst und Investment: Eine besondere Symbiose

Die genannten Beispiele verdeutlichen, dass Bullionmünzen mehr sind als bloße Edelmetallträger. Sie verbinden ökonomische Funktion mit künstlerischem Ausdruck. Ob Nathans Britannia, Mercantis und Damstras Eagle, Clarks Queen’s Beasts, Pesendorfers Philharmoniker oder der traditionsreiche Krügerrand, jede dieser Münzen verkörpert zugleich eine Geschichte, eine Symbolik und eine nationale Identität.

Für Anleger eröffnet sich dadurch ein zusätzlicher Mehrwert. Wer Münzen wählt, die nicht nur durch ihren Edelmetallgehalt, sondern auch durch ihre Gestaltung überzeugen, investiert zugleich in kulturelle Ausdrucksformen. Und wer weiß, welche Entwürfe eines Tages selbst zum Sammlerobjekt werden und damit über den reinen Gold- oder Silberwert hinaus an Bedeutung gewinnen.

„Bullion Meets Design“ zeigt also, wie eng die Welt der Investmentmünzen mit der Kunst verbunden ist. Hinter vielen der bekanntesten Münzen stehen Künstler mit eigenem Stil, deren Namen inzwischen Teil der Numismatikgeschichte sind. Gleichzeitig verdeutlichen Beispiele wie der Krügerrand, dass nicht jedes Motiv einem einzelnen Künstler zugeschrieben werden kann. Oft prägen Traditionen, Wettbewerbe und Teamarbeit das Erscheinungsbild.

Für Anleger bedeutet das: Wer sich mit der Geschichte und den Designern der Anlagemünzen beschäftigt, versteht nicht nur das Investmentprodukt besser, sondern erschließt sich auch eine zusätzliche Dimension der Wertschätzung. Bullionmünzen sind damit zugleich sichere Anlage und künstlerisches Kulturgut.

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