09
Nov 2016
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Nov 2016
Niedrigzinsen lassen Finanzanbieter zu neuen Methoden greifen — Auf Kosten der Sparer
By StoneX Bullion
Das Niedrigzinsumfeld wird wohl noch einige Zeit die Finanzwelt bestimmen, besonders wenn man sich anschaut, wie schwer sich die Zentralbanken mit nur einer kleinen Anhebung des Leitzinses tun. Und selbst wenn die Zinsen wieder steigen, niemand weiß, wann sie doch wieder absinken. Instabilität – manche würden sagen Flexibilität – hat einen neuen Stellenwert im Finanzsystem bekommen. Darauf müssen sich auch Finanzdienstleister wie Versicherungen, Banken und Bausparkassen einstellen.Dirk Schiereck, Professor für Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt, erläuterte kürzlich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass sich Banken zu Lasten der Kunden in Verträgen mehr Freiräume nehmen werden. Zinssätze werden nicht mehr festgelegt sondern flexibel gestaltet, risikoreiche Anlagen eher eingesetzt, ohne dass den Kunden eine größere Rendite weitergegeben wird.
Das bedeutet, wer einen Sparvertrag bei einer guten Zinslage abschließt, muss sich wohlmöglich damit abfinden, dass ein sinkender Ertrag bei einer schlechten Zinslage festgeschrieben wird. Und wer heute einen Prämiensparvertrag oder Lebens- und Rentenversicherungen abschließt, muss von Anfang an mit niedrigen Erträgen leben. Denn wirklich Ertrag bringt nur noch das Neukundengeschäft.Viele Finanzdienstleister sind sogar dazu übergegangen, auch Verträge mit Bestandskunden zu beenden – manchmal mit fragwürdigen Methoden. So werden offene Fonds geschlossen und umstrittene Kündigungsrechte genutzt, um Kosten zu senken und den Zinsaufwand zu verringern. Andere Versicherer weisen Kunden aktiv daraufhin, dass sie sich ihre Verträge auszahlen lassen können. So sollen Bestandskunden aus alten Verträgen gedränt und mit etwas Glück zum Abschluss neuer Verträge bewegt werden.
Diese Probleme ziehen sich durch verschiedenste Formen der Altersvorsorge. Ob Bausparvertrag, Lebensversicherung, Festzins, Prämiensparen oder Privatrente - was früher als sichere Geldanlage galt, wird immer unattraktiver und am Ende sind es vor allem die Kunden, die unter dem Paradigmenwechsel zu leiden haben. Denn von einem Paradigmenwechsel kann hier ohne Frage gesprochen werden.
Neben dem Tagesgeldkonto sind Sparbuch, Lebensversicherung und Privatrente sowie Bausparen die drei beliebtesten Geldanlageformen, wie eine Erhebung der GfK für die Royal Bank of Scottland aus dem Jahr 2015 zeigt. Gerade in einer Zeit, in der die Inflation wieder anzieht, sind niedrige Zinsen fatal. Wer seine Ersparnisse liegen lässt, verliert so bares Geld.In anderen Ländern hat sich der Fokus bei der Privatvorsorge schon länger geändert. Insbesondere in den USA und Großbritannien, wo spätestens seit Reagan und Thatcher die private Altersvorsorge einen grundlegend anderen Stellenwert hat, als in Deutschland, setzen viele Menschen auf Edelmetalle. Zwar gibt es dabei keine vertragliche Garantie auf steigende Preise. Aber egal, wie groß die Krise ist, Gold und Silber haben sich immer als sicherer Hafen erwiesen.
Gerade über längere Laufzeiten, wie sie bei der Altersvorsorge üblich sind, entwickeln sich Gold- und Silberpreise mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach oben. Allein schon durch die physische Begrenztheit von Edelmetalle ist die langfristige Entwicklung stets positiv gewesen.
Diese Argumente scheinen sich auch immer stärker unter deutschen Sparern herumzusprechen. So planen laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emind, 36% der Befragten, im kommenden Jahr in Gold zu investieren. Zwar wurde nicht abgefragt, wie groß das Interesse potentieller Anleger in Silber ist, aber da das „Gold des kleinen Mannes“ niedrigere Zugangsschwellen hat, als das Sonnenmetall, ist davon auszugehen, dass auch hier das Interesse steigen wird – genauso wie die Preise.